Camper ausbauen

Eine Anleitung für die richtige Reihenfolge

Ihr wollt einen Camper ausbauen. Das Basisfahrzeug ist da, die Liste für den Baumarkt wird immer länger, ihr habt schon unzählige verschiedene Skizzen und Ideen, aber jeden Tag auch neue Fragen. Bei Vielen kommt dann die Frage auf, wo man eigentlich anfangen soll. Atmet durch und lehnt euch zurück. Ihr seid nicht alleine und hier genau richtig. Wir zeigen euch, wie ihr eine Menge Zeit, Energie und Nerven spart, indem ihr eine sinnvolle Reihenfolge beim Ausbau beachtet. Mit dieser Anleitung behaltet ihr den Überblick und kommt eurem Traum von einem eigenen rollenden Zuhause Schritt für Schritt näher. Aber fangen wir von vorne an?

1. Erstinspektion: Rost & Reparaturen

Als allerersten Schritt solltet ihr den Wagen in einer Werkstatt eures Vertrauens durchchecken lassen und bei einer Probefahrt alles testen. Denn auch von dem schönsten Ausbau habt ihr nicht lange etwas, wenn der Wagen nicht fährt oder nicht durch den nächsten TÜV kommt. Das kann dann schnell teuer werden und zu unnötigem Ärger führen. Gleichzeitig solltet ihr euren Van einmal komplett entkleiden und mit einer ersten Inspektion von innen und außen beginnen. Nehmt die Seitenverkleidung sowie die Bodenplatte raus, reinigt alles mit Wasser und einem Schwamm und schaut nach Rost. Sorgt dafür, dass die rostbefallenen Stellen abgeschliffen, mit Silikonentferner entfettet und mit Rostumwandler und Rostschutzgrundierung behandelt werden. Stellen, die später nach dem Ausbau noch zu sehen sind, besonders an der Außenseite des Vans, müssen anschließend lackiert werden. Der Lack schützt zusätzlich vor Feuchtigkeit und mechanischer Beanspruchung.

2. Überblick verschaffen: Vermessung und grobe Planung

Die Basis ist da, nun geht es zum spannenden und individuellen Teil: die erste grobe Planung des Ausbaus. Dafür muss der Van erst einmal vermessen werden. Es gibt für die verschiedensten Modelle schon unzählige Ausbaupläne, Inspiration, raffinierte Ideen und Video-Anleitungen. Wichtige Entscheidungen, die in diesem Schritt getroffen werden müssen, sind: Anordnung von Bett, Küche, Staufläche und ggf. Bad. Dann könnt ihr entscheiden, wo und ob ihr Fenster einbauen und wie ihr euer Dach nutzen wollt: von Terrasse, Dachbox bis hin zu Solarpanelen sind euch keine Grenzen gesetzt. Denkt bei der Anordnung auch an spätere Elektrik, Wasser- und Gasleitungen. Um eine Vorstellung von den Dimensionen zu erhalten, könnt ihr im Voraus die geplanten Umrisse der Möbel am Vanboden mit Klebeband abkleben.

Raumklima & Licht: Fenster einbauen

Erst dämmen und alles einbauen, um dann festzustellen, dass man eigentlich auch ein bisschen Tageslicht im Van haben wollte? Eher keine gute Idee. Deshalb sind nun die Fenster an der Reihe. Dabei gilt es zu entscheiden, ob ihr Seiten-, Dachfenster oder beides haben wollt. Wenn ihr Schritt zwei bereits erledigt habt, wisst ihr auch schon, wo Fenster am sinnvollsten sind. Das ist natürlich eine Frage der Aufteilung: Seitenfenster sind schön, verringern aber gleichzeitig kostbaren Stauraum für beispielsweise Hängeschränke. Oben auf dem Dach ist ebenfalls zu bedenken, wie man es später nutzen möchte. Eine gute und sinnvolle Balance an Licht und Stauraum sind am besten. Mit den Fenstern kommt aber nicht nur Tageslicht, sondern auch eine Durchlüftung, die für ein gutes Raumklima in eurem kleinen Zuhause sorgt. Sinnvoll ist es, entweder eine Tür oder ein Fenster nahe der Küche zu haben. Auch die Möglichkeit quer zu lüften, sollte man an heißen Sommertagen und Nächten nicht unterschätzen. Zusätzliche Fliegen- und Verdunklungsgitter sind ein wahrer Segen.

Hot & Cold: Eine gute Dämmung

Ein weiterer wichtiger Punkt für ein gutes Raumklima ist eine gute Dämmung. Die Isolierung bietet Schutz vor Klima-Einflüssen: sowohl vor Kälte als auch Hitze. Es erhöht zudem den Rostschutz. Im Winter sorgt die Dämmung dafür, dass beim Heizen die Wärme im Van bleibt und die Kälte draußen. Im Sommer schützt sie vor dem Eindringen der Hitze und hält kühle Klimaanlagenluft bei euch im Van. Die Dämmung hat auch einen weiteren Vorteil: sie verringert störende Außengeräusche, nicht nur beim Fahren, sondern auch beim Stehen. Seitenwände und Decken werden gedämmt, aber auch der Boden. Viele vernachlässigen diesen, da Höhe im Camper verloren geht. Aber ein Dämmeffekt ist nur da, wenn tatsächlich überall gedämmt wird. Der Boden ist eine große Fläche und Feuchtigkeit, die für Rost und Schimmel sorgen, können von unten euer Zuhause angreifen, wenn ihr die Bodendämmung auslasst.

5. Den Boden unter den Füßen behalten: Bodenplatte einbauen

Nun ist alles gedämmt. Einen guten Teil des Van-Ausbaus habt ihr bereits erledigt. Es gibt aber noch einiges zu tun, deshalb bleiben wir mal weiterhin auf dem Boden! Und das nicht nur in sprichwörtlicher Hinsicht. Weiter geht es mit einer Bodenplatte. Diese gleicht Unebenheiten aus und bildet die stabile Grundlage für alles, was noch eingebaut wird. Ob Multiplex, Siebdruck oder OSB-Platte. Dabei geht es vor allem um ein gutes Maß zwischen Stabilität und Gewicht. Möbelstücke werden gerne an der Bodenplatte befestigt, daher sollte diese stabil sein. Aber je dicker und schwerer, desto weniger Platz und Gewicht sind in eurem Zuhause übrig. Je nach Material, was für den Boden gewählt wird, sind unterschiedliche Stärken für einen stabilen Untergrund notwendig.

6. Die Spannung steigt: Einbau von Elektrik

Der Van ist verkleidet, die Möbel stehen und dann fällt einem auf: Was ist eigentlich mit Licht? Tja, die Leitungen liegen dann wohl alle sichtbar oder müssen aufwendig versteckt werden. Deshalb beherzigt die Reihenfolge und fangt in diesem Schritt mit der Planung und dem Einbau der Elektrik an. Ein Elektronik-Setup ist absolut individuell. Viele scheuen sich vor dem Thema, aber wir können euch beruhigen. Bei ECTIVE nehmen wir euch gerne an die Hand, was das Thema Elektrik betrifft. Wir zeigen euch, wie ihr euren eigenen Strombedarf berechnet, einen Einbaupartner findet und weitere nützliche Informationen rund um das Thema Elektrik im Camper.

Überlegt euch zunächst, wo und welche Lichtquellen ihr haben möchtet und verlegt die Kabel und Schalter bevor ihr die Wände und Decke verkleidet. Für die Entscheidung, in welchem Umfang ihr Elektrik benötigt, spielt vor allem eure Nutzung eine Rolle: Was sind eure großen Verbraucher? Gibt es Geräte, die sich nur an einer 230 Volt Steckdose laden lassen? Darauf aufbauend könnt ihr dann entscheiden, wie umfangreich eure Elektronik-Ausstattung ausfallen sollte: von Versorgungsbatterien über Ladebooster, Solaranlage und Wechselrichter. Oder vielleicht auch eine einfache All-in-One-Lösung? Lasst euch gerne von uns beraten!

7. Wandverkleidung & Boden

Die Batterie ist verbaut, die Kabel und Lichtschalter verlegt. Nun kommen wir zur Wand- und Bodenverkleidung. Die Anforderungen an einen Boden, der im Camper stark genutzt wird, sind vor allem: Robust & leicht zu reinigen! Der Vanboden muss schon einiges aushalten. Die wenigen Quadratmeter werden ordentlich beansprucht. Man bringt Sand, Schotter, Vulkangestein und vieles mehr in den Van. Sonnencreme und Salzwasser landen ebenfalls gerne im Van und auch beim Kochen kann schonmal etwas Heißes herunterfallen oder tropfen. Der Boden sollte deshalb abrieb- und verschleißfest, wasserfest und leicht zu reinigen sein. Außerdem sollte er nicht zu schwer und einfach zu verlegen sein. Es gibt zahlreiche Optionen: Überlegt einfach, welcher Boden für eure Ansprüche am besten geeignet ist! Für die Wände gelten ähnliche Ansprüche, obwohl diese nicht ganz so viel aushalten müssen wie der Boden. Aber vor allem um die Küche herum solltet ihr leicht zu reinigende und nicht anfällige Materialien wählen. Um das Bett herum kann gerne auch dünner Filz oder ein kuscheliger Teppich verwendet werden. Anbringen lässt sich das Material auf die verschiedensten Weisen: Schrauben, Doppelseitiges Klebeband, Sprühkleber und so weiter. Hauptsache es hält, auch bei Temperaturänderungen.

8. Möbelbau, Wasserversorgung & Gas

Jetzt geht an die Umsetzung der Planung aus dem zweiten Schritt. Dieser Teil des Ausbaus ist besonders spannend und schön, denn nun nimmt das Zuhause so richtig Gestalt an! Durch ein Visionboard und die frühzeitige Festlegung eines Farbschemas, nachdem man alle weiteren Einkäufe entscheidet, sorgt man dafür, dass es am Ende so aussieht, wie ihr euch das vorgestellt habt. Nun heißt es Ausmessen, Holz sägen, verschrauben, Scharniere anbringen. Denkt dran, dass einige Dinge seitenverkehrt angezeichnet und ausgeschnitten werden. Überlegt dort lieber zweimal, wo später oben und unten ist, um Material und Nerven zu sparen. In einem Baumarkt werdet ihr vermutlich spätestens jetzt zum Stammgast! Beachtet auch hier bei der Dicke des Holzes das zulässige Gesamtgewicht. Eine Übersichtsliste mit Gewichtsabschätzung kann hierbei helfen! Bett, Küche, Bad, Stauraum, Tisch und Sitzgelegenheiten. Es hilft, sich beim Bau schon zu überlegen, welche Dinge wo verstaut werden sollen, da man so zwischen Schubladen und größeren Stauräumen besser entscheiden kann. Auch Sportequipment benötigt zum Teil mehr Platz, der zum Beispiel unter dem Bett eingeplant werden kann. In diesem Schritt könnt ihr auch sehen, wo Wasserkanister, Zu- und Abflussschläuche, Pumpe und Gasflasche sowie Schläuche langlaufen müssen. Hier geht es an die am meisten sichtbare Umsetzung!

9. Der Feinschliff

Alles steht und eine Probefahrt verrät, ob auch alles an Ort und Stelle bleibt. Auch Wasser, Gas und Stromversorgung sollten jetzt einmal durchgetestet werden. Schubladensicherungen, Fliegen- und Verdunklungsgitter oder Vorhänge und vieles mehr können nun noch angebracht werden. Dekoration und eigene Gegenstände und Fotos geben dem Van zusätzlich eine persönliche Note. Nun könnt ihr alles einräumen und es euch richtig kuschelig machen.

10. Der Rest kommt mit der Zeit!

Und nun? losfahren und euer selbstgebautes Zuhause auf Rädern genießen. Die Freiheit, die damit einhergeht, ist unbeschreiblich. Und es ist so schön, andere Ausbauten zu bestaunen und die eigenen Erfahrungen vom Ausbau zu teilen und stolz zu präsentieren. Erst während der Fahrt werdet ihr merken, welche Dinge eventuell überflüssig sind und welche Zusätze ihr noch benötigt. Falls ihr mehr Strom braucht und auf dem Dach kein Platz mehr frei ist, eignen sich die faltbaren, portablen Solarmodule von ECTIVE. So ein Van Ausbau-Projekt endet eigentlich nie! Immer neue Ideen kommen, Anforderungen ändern sich und altes muss neu gemacht werden. Von Beginn des Ausbaus bis Ende ist es ein langer Weg. Doch das Schöne an einem Selbstausbau ist, dass man seinen Camper wirklich kennt und schon mit einer Handvoll Erinnerungen vom Ausbau startet. Die Reise beginnt nämlich nicht erst mit den ersten gefahrenen Kilometern, sondern bereits weit vorher. Die anfängliche Überforderung, fehlende Teile, nicht passende Dinge und Verzweiflung gehören einfach dazu. Wir hoffen, dass wir euch mit dieser Anleitung für eine sinnvolle Reihenfolge beim Ausbau einige Fehler und Frustration ersparen können. Und der Rest sind persönliche Erfahrungen, die zu Geschichten werden.